Frauen verlieren – und gewinnen
Mit 48:26 verlieren und trotzdem mit stolzer Brust und guter Laune nach dem Spiel Rede und Antwort stehen – geht das?
Ja, das geht, wenn ein Viertligist gegen einen Erstligisten ein Klassespiel abliefert und das Publikum bis zum Ende hinter der Mannschaft steht. So geschehen am letzten Samstag in der Halle an der Reiferbahn beim Pokalspiel des SV Grün Weiß (4.Liga) gegen die HSG Blomberg Lippe (1.Liga). Die Vorzeichen waren klar, ein Sieg nahezu unmöglich und trotzdem lieferten die „Underdogs“ aus Schwerin einen tollen Kampf und warfen 26 Tore gegen ein etabliertes Bundesligateam.
Von Beginn an spielten die Schwerinerinnen ihr Spiel, trauten sich durchaus etwas zu und hielten zunächst toll dagegen (3:3). Erst nach 10 Minuten begannen sich die Gäste abzusetzen, auch weil die Geschwindigkeit und die Athletik der Blombergerinnen einfach eine andere war. So stand es nach einer Viertelstunde verdient 5:10. Trotzdem versteckten die Gastgeberinnen sich nicht, ließen sich bis zum 9:13 nicht abschütteln. Das dies dem Gästetrainer Andre Fuhr nicht gefiel, konnte man bereits an der Seitenlinie beobachten und folgerichtig nahm er auch die Auszeit, in der er seine Damen ein wenig „einnordete“. Das fruchtete schnell, seine Damen standen besser in der Defensive und nach vorne ging schnell die Post ab. Durch eine perfekt gespielte erste und zweite Welle setzten sie sich auf 11:20 ab und mit 13:26 ging es „standesgemäß“ in die Kabinen. „Damit konnte ich gut leben, denn wie wir uns gerade in der Offensive präsentiert haben, war toll von meinen Damen!“ meinte Tilo Labs im Anschluss an die Partie.
In der zweiten Hälfte ein ähnliches Spiel, Blomberg baute ihren Vorsprung zwar weiter aus, Schwerin hielt jedoch vor allem im Angriff gut dagegen, nutzte die wenigen Schwächen, die der Gegner bot konsequent und resolut aus. Als der Vorsprung etwas zu hoch zu werden drohte, beim 17:34 nach 42 Minuten, nahm Tilo Labs seine Auszeit und korrigierte seine Mädels, die etwas ruhiger agieren sollten, denn die versuchten, das hohe Tempo der Gäste mitzugehen. Das wiederum imponierte auch dem Gästetrainer. „Die Schwerinerinnen versteckten sich nicht, machten das Spiel nicht langsam und spielten munter mit. Kompliment!“ sagte Frank Fuhr auf der anschließenden Pressekonferenz.
Das Spiel lebte nicht von der Spannung darüber, wer das Spiel gewinnen würde sondern von der Lust, guten Handball zu spielen und der guten Stimmung auf den Rängen. Jedes Tor unserer Mädels wurde nicht nur auf den Rängen sondern auch auf der Bank gefeiert. So war auch keiner der Zuschauer in der rappelvollen Halle am Ende böse oder schlecht gelaunt, weil Schwerin hier am Ende mit 48:26 unter die Räder kam, sondern das Gegenteil war der Fall. Die Grün Weißen haben sich äußerst gut verkauft, haben dabei viel Werbung in eigener Sache gemacht und sicherlich einige Fans dazu gewonnen. „Das Lob des Gästetrainers nehmen wir dabei natürlich gerne mit, “ so ein entspannter Trainer Tilo Labs als Resümee, “allerdings muss unser Fokus nun wieder auf dem Alltag Oberliga bzw. Jugendbundesliga liegen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen, denn da wartet die Pflicht am kommenden Samstag mit dem wichtigen Spiel in Angermünde.
Es spielten: Klasen, Güdokeit, Huysmann; Laas 1, Schmidtke 2/1, Wichmann, Slomka 3, Künzel 3, Nawrot 1, Jantzen, Evangelidou 3, Wolter 3, Pötzsch 5, Klingenberg 2, Panzer 3
Text: Ralf Grünwald
Bild: Dietmar Albrecht